Die Geschichte und Mentalität einer Kultur fundamentiert sich häufig in ihren Mythen und Legenden. Sie prägen auch heutzutage immernoch eine kulturelle Zugehörigkeit und sind durch moderne Rezeptionen Dokument neuen Bewußtseins und Zeitgeschehens. Die Verwendung von mythische Figuren und Anspielungen im Superheldencomic ist eine dieser Formen und generiert somit eine bisher spärlich untersuchte Bedeutungserweiterung.
Begibt man sich auf die Suche hinter die Fassade unserer Semantik und Semiotik findet man vielerorts Fragmente alter Mythen und Legenden. Ob in der Sprache, der Trivialliteratur, dem alltäglichen Leben, den neuen Medien oder auch der Wissenschaft. Der Mythendiskurs, wollte man ihn so nennen, ist durch die stetige Zitation und Rezeption geradezu allgegenwärtig. Jede dieser Wiederaufnahmen, Änderung und auch Medienwechsel schaffen neuen Bedeutungszusammenhänge, von denen wiederum jeder einzelne, wollte man Claude Lévi-Strauss glauben, zum Grundmythos (nicht Uhrmythos!) zugezählt werden muss.1
Als ein Beispiel wäre hier der nationalsozialistische Missbrauch alter nordischer Mythen, als Fundament einer absurden Rassenlehre anzuführen, die hierdurch einen großen Imageschaden erlitten. Medien spielen hierbei immer einer äußerst besondere Rolle und sind in der Lage Mythen zu verändern.2
Das folgende Forschungsprojekt soll die konkrete Mythenrezeption im Medium des Comics untersuchen, wobei die Stereotypisierung und Trivialisierung der Mythen, durch den neugewonnen Kontext und die Rezeption des 20. und 21. Jahrhunderts hierbei in den Fokus der Untersuchung gestellt wird. Zudem wird der Versuch unternommen, Besonderheiten einer comichaften Mythenrezeption hervorzuheben und ein Vergleich zwischen den verschiedenen Rezeptionen aufzustellen.
Als Untersuchungsgegenstand dient der Comic „Fear Itself“ von Marvel, in dem unter anderem die Verwendung alter nordischer Mythen durch die Nationalsozialisten rezipiert wird.
Mein Vorgehen erfolgt zunächst hermeneutisch, durch ein allgemeines Aneignen moderner Mythentheorien, sowie dem Studium von Literatur zum konkreten Missbrauch der Mythen im Nationalsozialismus.3
Mir kam gerade eben noch ein Gedanke. Wie sieht es den mit Mythen-Darstellung im Comic außerhalb der Amerikanischen Szene und außerhalb des Superhelden Comics aus?
Sicherlich ist das nicht dein zentraler Analyse Punkt, doch rein Interessen halber und Grundlagen technisch würde ich auch da einen kleinen (wirklich kleinen) Blick drauf werfen.