Bildgeschichte

Der Begriff Bildgeschichte betont, dass eine Geschichte mit Bildern und nicht nur mit Sprache erzählt wird. Beim Comic als Bildgeschichte kann es so weit gehen, dass auf die Sprache völlig verzichtet wird. Die Bildgeschichte ist mit einer ganz spezifischen Rezeptionsanforderung verbunden, die ihre Eigenständigkeit betont. Dietrich Grünewald hat ein Essay mit dem Titel Das Prinzip Bildgeschichte veröffentlicht, das ich als Basis für die Klärung der Begrifflichkeit heranziehe.

Grünewald spricht vom Prinzip Bildgeschichte und betont damit die Wichtigkeit der Grundhaltung dieses spezifischen Erzählen und nicht etwa das Produkt. Das daraus entstehende Produkt kann der Teppich von Bayeux sein oder ein moderner Manga. Bildgeschichten lassen sich, so Grünewald

„nicht der Lessing’schen Aufteilung in Raum und Zeitkünste unterordnen; ihnen eignet beide, Raum und Zeit, das statische Bild wie der Prozess, die simultane wie die sukzessive Rezeption…Bildgeschichten sind eine hybride Kunst, sie vereinen Bild und Sprache“.

Wobei Grünewald hier mit Sprache nicht den Text meint, sondern das Erzählen.

Für die Bildgeschichte, als ein in der Zeit verlaufender Prozess mit einem Anfang und einem Ende müssen keineswegs mindestens zwei Bilder verwendet werden. Comicstripserien wie Hägar verdeutlichen, dass auch einzelne Bilder in der Zeit verlaufende Prozesse erzählen können.

Die erzählte Zeit, die zwischen den Panels liegt, dient Grünewald für eine weitere Spezifizierung nach weiter Bildfolge, wie beispielsweise bei Altarbildern respektive enger Bildfolge. Comics zeichnen sich in der Regel durch eine eher enge Bildfolge aus, wobei die Mischung aus den beiden Grünewalds Ansicht nach die erzählerisch ergiebigste ist.

Das in den Bildern eingesetzte Zeichenmaterial ist meistens ikonisch, kann aber auch abstrakt sein und sogar typographisch.

Grünewald nennt vier Aspekte für das Bild des Prinzips Bildgeschichte und zwar:
1. Das Bild ist statisch und grenzt sich damit vom Film und vom Theater ab.
2. Das Bild ist narrativ (es verweist auf ein Davor und ein Danach)
3. Das Bild hat Bausteincharakter
4. Das Bild trägt eigenständig die intendierte Aussage und grenzt sich damit von der Illustration zum Text ab.

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